Wenn Elfen die Zähne zeigen

Im Herbst 2017 habe ich drei Schwarzmeer-Elfenblumen (Epimedium pinnatum colchicum) an eine sehr schwierige Stelle im sehr trockenen Schatten eines großen Kirschbaums gepflanzt. Der Kirschbaum steht mitten in einem Hang, wo es ungefähr sechs Meter hoch geht und der Boden besteht aus viel Geröll, Split und so wenig Humus wie es Vitamine in Kartoffelchips gibt. Die Kirsche hat sich hier dennoch wacker geschlagen über die Jahre und ist ein stattlicher Baum geworden. Sie beschattet den kleinen Hang und beansprucht fast alles Wasser für sich.

Der Sommer 2018 brachte eine Durststrecke von 18 Wochen ohne Niederschlag. Der eh schon trockene Hang war eine reine Geröllhalde, garniert mit ein paar vertrockneten Halmen von Glockenblumen. In diesem Jahr zeigte die Elfenblume kein einziges Blatt. Der Sommer 2019 war nicht ganz so trocken, allerdings hat der Hang auch in diesem Jahr nicht viel Wasser abbekommen. Keine Spur von der Elfenblume. Ich hatte sie schon abgeschrieben.

Und jetzt, im Herbst, mit dem Einsetzen der ersten leichten Regenschauer, steht sie da, als ob nichts ist und hält ihre Blätter in die Luft so beiläufig wie Kinder ihre Schilder bei Theaterstücken. Was für ein Durchhaltevermögen für eine so kleine Pflanze. Die drahtigen Stengel lassen ihre Robustheit erkennen, aber den filigranen Blättern hätte ich so viel Härte nicht zugetraut. Ich erlaube mir die Hoffnung, dass die Elfenblume sich die Fläche langsam erobert und mit der Zeit ein schöner Bodendecker wird, der im April seine gelben Blüten in die Luft wirft wir Hüte bei College-Abschlussfeiern.

 

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