Im trockenen Essex, eine gute Stunde nordöstlich von London, liegt eine Perle für Pflanzenfreunde, die jeden Weg lohnt: Der Platz für Pflanzen, a Place for Plants. Am Rande von Suffolk liegt das Arboretum, Schaugarten, Staudengärtnerei und Café und lässt das botanische Herz höher schlagen. Rupert and Sara Eley bewirtschaften hier in vierter Generation etwas, was ich in dieser Art in Deutschland noch nicht gesehen habe und was mir immer noch Inspiration und Vorbild ist. Auf ca. 3 Hektar zeigen sie eine hervorragende Pflanzung mit allem, was im Schatten, im Halbschatten und in der Sonne eine gute Figur macht. Die Beete sind mit sicherer Hand kombiniert und die lockere Atmosphäre lässt nichts von der harten Arbeit erahnen, die hinter den gepflegten Pflanzen steckt. Beth Chattos Credo »Die richtige Pflanze am richtigen Ort« wird hier konsequent umgesetzt. Von sonnigen Beeten, die in subtilen Farben gut strukturiert stehen geht es langsam über in den Halbschatten und schließlich in den Waldgarten. Überall unter den Bäumen wiederholen sich dunkelrote und fast neongrüne Acer palmatum, die dem bekannten Waldbild eine leicht surreale Note geben. Die Baumsammlung ist sehr sehenswert, teilweise sind schön alte Exemplare vorhanden. Kleine Lichtungen schaffen Platz für Sträucher und Bodenpflanzung, es wimmelt vor Bienen und Schwebfliegen.
Durch eine Senke geht es schließlich ein paar Schritte hinauf, um dann mit einem Blick in die hinterste Grundstücksecke belohnt zu werden. In einem spitzen Winkel, von Bäumen und Büschen begrenzt, liegt ein kleiner Weiher im Schatten hoher Bäume. Der Weiher ist nicht groß, aber geschickt bespielt und an der genau richtigen Position steht eine Bank, um dieses Waldbild in Ruhe inhalieren zu können. Ein Traum. Erst auf den vierten Blick fällt der dezente Zaun ins Auge, hinter dem sich ein weiterer Forststreifen erstreckt. Nur wenige Schritte von der gut besuchten Staudengärtnerei entfernt ist hier ein versteckter Platz absoluter Ruhe. Welchen Unterschied eine bewusste Pflanzung zu einem normalen Wald macht, wird durch die direkte Begegnung von Baumsammlung und Nutzwald sehr gut sichtbar. Der Nutzwald ist fast nackt und hohl gegen den vollen und grünen Baumgarten des Place for Plants.
Ganz besonders hervor sticht die Staudengärtnerei, die ein unfassbar breites Angebot in beachtlicher Tiefe präsentiert. Hier habe ich zum ersten Mal eine ausgewachsene Paeonia rockii in voller Blüte gesehen und schlich danach stundenlang um einen Sämling der Pflanze herum, der für 60 Pfund angeboten wurde. Heute bereue ich, nicht zugegriffen zu haben. Der Duft der Blüte ist umwerfend, die Textur der Blütenblätter sehr filigran und anmutig. Die Pflanzen werden sehr ansprechend auf Holzebenen gezeigt und die Qualität ist mit bloßen Händen greifbar. Jeder Mitarbeiter hier scheint mehr Ahnung von Pflanzen zu haben als alle Kollegen in deutschen Gartenmärkten zusammen. Sie stehen beherzt zur Seite, vermeiden es aber sehr bewusst, zum Kauf zu drängen. Sehr angenehm. Der anschließende Shop ist anders als die Gärtnerei nicht groß, aber präzise sortiert. Alles, was der naturnahe Gärtner braucht, findet sich hier. Vom Nistkasten für Zaunkönige über Pflanzschilder in vielen Qualitäten bis zu Gartenwerkzeugen. Hier habe ich auch das beste Verkaufsargument für Werkzeug gesehen, das mich sofort überzeugte: Einige der Spaten, Scheren und Hacken trugen einen roten Sticker mit der Aufschrift: »Mit diesem Gerät arbeiten wir auch.« Mehr Empfehlung geht nicht. Tested tools.
Einziger Wehrmutstropfen ist beim Place for Plants das Café, das zwar geräumig ist, aber beim Kaffee und Kuchen nicht ganz mit anderen Cafés mithalten kann. Aber der Blick aus dem Café auf eine äußerst gut bestückte und hervorragend gepflegte Gärtnerei reicht vollkommen aus, um sich vor dem großen Einkauf mit einem Kaffee zu stärken. Wir sind mit etwas Neugier gekommen und mit einem Dschungel im Kofferraum wieder gefahren. Eine echte Empfehlung!