Hitze und Trockenheit – und wie Pflanzen damit umgehen

Der Sommer 2018 wird als Rekordsommer in die Geschichte eingehen. Landwirte verzweifeln vor vertrockneten Feldern und schlachten ihr Vieh, weil sie nicht genug Futter für den Winter haben. Flüsse fallen trocken und Kommunen schränken den Wasserverbrauch ein. Auch der Rhein hat einen Pegel, bei dem die Flussschiffer nur mit halber Ladung fahren. Seit Mai hat es nicht mehr viel geregnet. Mein erster Eindruck von ein paar Schauern, die ich als kräftig bezeichnen würde, entlarvte der Regenmessbecher als etwas mehr als feuchte Aussprache in der Luft. Von einem Millimeter Niederschlag wird nicht viel durchfeuchtet.

Bei meiner täglichen Runde über den Hang bin ich sehr erstaunt, wie unterschiedlich die Pflanzen mit Trockenheit und permanenter Sonneneinstrahlung zurecht kommen. Sämlinge von der Färberhülse (Baptisia australis) mit nur vier Blättern und einem Wurzelballen nicht größer als eine Walnuss stehen auch nach Tagen der sengenden Hitze unbeeindruckt da, währen direkt daneben Vogelmiere die Blätter hängen lässt und braun wird wie Käse im Ofen. Ebenso unbeeindruckt steht die Eberraute (Artemisia abrotanum) da, von der ich ein paar Stecklinge mitten ins Versuchsfeld gepflanzt habe. Die Stecklinge waren schon bewurzelt und mussten nicht bei Null anfange. Ich hatte der Waldpflanze aber nicht so viel Nehmerqualitäten zugetraut. Nach nur einem halben Tag hingen die frischen Triebe nicht mehr schlaff, sondern reckten sich nach oben. Seitdem wächst sie mitten in der prallen Sonne. Blaustrahlhafer (Helictotrichon sempervirens) schützt seine Halme mit einer Wachsschicht vor zu viel Sonne und Verdunstung, aber selbst dieser ließ im Mittag etwas die Blätter hängen. Ich vermute, dass er im nächsten Jahr, wenn er besser eingewachsen ist, noch widerstandsfähiger sein wird.

Sämlinge halten durch

Im Topf habe ich Duftnessel (Agastache) vorgezogen und die jungen Pflanzen in den Hang in die pralle Sonne gepflanzt. Nach Tagen der Hitze stehen die kleinen Blätter sattgrün und kräftig nach oben, während die Felsenbirnen sich von zwei Drittel ihres Laubs getrennt haben, um der Verdunstung zu entgehen. Am meisten überrascht mich jedoch eine Sonnenblume, die sich selbst hier hin versamt hat. Vermutlich ist die Vogelfutterquelle bei uns am Haus der Ursprung des Samenkorns, der dann im Schnabel eines Vogels hier auf den Hang verfrachtet wurde und nicht nur in der Hitze keimte, sondern eine mittlerweile knapp drei Meter hohe Sonnenblume hervorgebracht hat, die mit vielen Blütenköpfen und kräftigem Laub wie ein Fremdkörper im trockenen Beet steht. Ich habe keine Ahnung, woher die Pflanze ihr Wasser bezieht, aber selbst tagelange Dürre und Winde machen ihr nichts aus.

Und es geht noch heißer. Eine alte Öltonne dient als Feuertonne, um die Berge von Tannenästen zu verbrennen. Eine Kompostierung ist auf dem trockenen Hangboden nicht zu erwarten. Die Zweige würden Jahre, wenn nicht Jahrzehnte einfach herumliegen und bestenfalls zerbröseln, aber nicht kompostieren. Wenn ich in der Feuertonne ein paar Stunden Zweige verbrannt habe, steht eine Gallone rauchende Glut in der Tonne und strahlt über Tage eine starke Hitze ab. Selbst nach einer Woche, wenn die Asche größtenteils zusammen gefallen ist, strahlt die Tonne noch Wärme ab. Und direkt unter der Tonne wächst eine Mahonie und Efeu, die von der Hitze so beeindruckt sind wie Kaninchen vom Regenbogen. Manche Blätter berühren sogar die heiße Tonne und verbrennen doch nicht. Die Drachentöchter unter den Pflanzen.

Gießen muss man – aber nur so viel wie nötig

Wie gieße ich bei dem Wetter? Der Hang hat keine eigene Wasserversorgung, also muss jedes Wasser in Form von Gießkannen 15 Meter hochgetragen werden. Die ersten beiden Gänge wecken noch sportlichen Ehrgeiz, die nächsten werden dann wortlos hochgeschleppt. Wenn das Wasser oben also kostbar ist, dann wird damit streng gehaushaltet. Also bekommen nur die Pflanzen etwas, die schlapp aussehen. Die Vogelbeeren können als Pioniergehölze einiges an Trockenheit aushalten, sind aber frisch gepflanzt und daher schwächer als normal. Nach zwei Wochen haben auch sie Wasser bekommen, gerade rechtzeitig, bevor, sich das Laub verfärbte.

Der Plan ist, im Laufe der Jahre einen Garten zu schaffen, der größtenteils im lichten Schatten von Gehölzen steht und mit Trockenheit gut umgehen kann. Ich hoffe, dass in diesem Mikroklima dann sogar ein paar empfindlichere Konsorten hier ihr Auskommen finden.