In meiner Kindheit haben wir oft Urlaub in Kärnten gemacht, nahe des Milstätter Sees. Damals war für uns die Welt dort zu Ende, heute fährt ein Zug direkt durch von Frankfurt bis Ljubilana, Slowenien. Die Lage zwischen Adria und Alpen schafft viele klimatische Inseln mit milden Wintern und ausreichend Niederschlägen. Dazu kommt die wechselvolle Geschichte Sloweniens, die ihre Spuren hinterlassen hat.
Der botanische Garten liegt am südlichen Rand der Innenstadt, zu Fuß bequem zu erreichen. Ljubilana ist nicht groß, nur etwa eine viertel Million Menschen leben in der Hauptstadt des Landes. Die Innenstadt ist auffallend ruhig und einladend. Auf etwa 20 Hektar Fläche hat man die Autos verbannt und als Belohnung dafür eine lebendige und sehr angenehme Innenstadt erhalten. Der Preis dafür sind stark befahrene Achsen an der Stadt vorbei. An einer dieser Achsen geht der Weg zum Botanischen Garten hinaus.
Direkt am Eingang wartet ein kleiner Alpengarten mit Kleinoden aus dem Kalkgestein. Ich bin bei alpinen Pflanzen so involviert wie in Handball und kann nur staunen und schauen. Der Garten öffnet sich weiter zu einem kleinen Arboretum mit Juglans, Carya, Tillia und einigen anderen Baumfamilien. Die großen Bäume geben einen schönen schattigen Bereich, die Bänke stehen nicht ohne Grund dort. Die Sammlungen sind erstaunlicherweise nach Befruchtern sortiert, also alle Pflanzen, die z.B. von Schmetterlingen bestäubt werden, stehen zusammen in einem Beet. Das ist überraschend und führt zu unerwarteten Neukombinationen und ein paar Aha-Momenten. Ein paar Bienen halten sich nicht an diese Aufteilung und nuckeln an allem, was sie finden können.
Wir sind im Oktober da, die Schau- und Prachtbeet sind längst abgeräumt oder verdorren langsam. Der Herbst belohnt aber mit vielen Samenständen und unerschrockenen Dauerblühern wie der Silphie. Uralte Eichen geben fast schwarzen Schatten und beherbergen ein kleines Café mitten im Garten. Der Eintritt in den Garten selbst ist frei, die Ljubiljaner gehen gerne hierher ausspannen, fahren aber auch mit dem Rad durch den Garten, als Abkürzung.
Das Café ist im Gebäude untergebracht, in dem auch die Verwaltung sitzt und die Gewächshäuser stehen direkt daneben. In der Oktobersonne steht eine ganze Batterie von Sukkulenten, Euphorbien und Kakteen, sichtlich gut gepflegt. Direkt daneben ist ein kleiner Verkaufsbereich eingerichtet mit Pflanzen aus eigener Erzeugung. Wenn man mit wenig Gepäck reisen will, ist Pflanzenkaufen tabu. Die Hände hinterm Rücken verschränkt gehe ich die Reihen ab und unterdrücke jeden Kaufimpuls. Das Tropenhaus lockt, aber wir gucken uns die Aronstabparade und die Palmen von außen an und bleiben bei der Gehölzsammlung.
Der Garten ist nicht allzu groß, aber gut sortiert und liebevoll gepflegt. Die Aufteilung ist überraschend und ein Besuch auf jeden Fall empfehlenswert.